14 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Niederungen. Innerhalb der Stadt Burg teilt sie sich in zwei Arme,
die gewerblichen Zwecken dienstbar gemacht sind.
C. Schätze in der Tiefe.
Obwohl der Boden oben durchweg dürftig ist, so birgt er doch oft
wertvolle Schätze im Innern. In den Sumpfgebieten sticht man Torf
(Elster, Ruthe, Fiener Bruch). Dieser ist hier ein wichtiger Brennstoff für
die Armen. Aus der Tiefe holt man Braunkohlen (Liebenwerda, Roßlau)
oder gräbt feinen oder groben Ton (Belgern, Hohenleipisch, Görzke, Ziesar).
Steinbruch von Gommern und Plötzky.
Daraus brennt man das gewöhnliche braune oder irdene Geschirr (Schüsseln,
Teller, Flaschen), das ans den Meßplätzen der größeren Städte zum Kause
angeboten wird. Ferner verfertigt man wertvolles Steingut und vorzügliche
Ofenkacheln. Aus dem Lehme und der gewöhnlichen Tonerde, die man
an vielen Orten findet, brennt man in den Ziegeleien Mauer- und Ziegel-
steine. Diese bilden das gewöhnliche Baumaterial dieser felsarmen Gegend.
Merkwürdigerweise findet man hier aber auch besonders alte Kirchen ganz aus
Feldsteinen (Findlingen, Keßlingen) erbaut. Diese Gebäude stammen meist aus
einer Zeit, in der man die Schätze im Erdinnern noch nicht entdeckt hatte
und Felssteine nur mit großen Kosten und Umständen herbeischaffen konnte.
Bei Liebenwerda (Rotstem), bei Gommern und Plötzky finden wir große
Steinbrüche. Die Gesteinsmassen stehen, wie unser Bild zeigt, ziemlich
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Die Höhen. 41
Die Türen und Fenster haben die Forin von großen Rundbogen. Da,
wo der Fußboden erhöht erscheint, stand der Altar, auf dem der Burg-
kaplan die Messe las. Gegenüber von dem Eingange der Kapelle liegt
ein größerer Raum, der als Rittersaal bezeichnet wird. Erhellt wird er
durch ein auf der Nordseite eingehaueues Fenster. Sieht man vom Fenster
nach unten, so blickt man in die schwindelnde Tiefe. Den nächsten Raum
nennt man das Zimmer der Burgfrau. Eine Tür wird vom Führer
geöffnet, und wir treten in das Burgverließ mit der Folterkammer ein.
Der Führer zündet die Laterne an und leuchtet in einen 20 m tiefen
Schacht. Wer in diesem Burgverließ gefangen saß, war unrettbar verloren.
Am oberen Rande liegen eine Reihe Totenschädel und Beinknochen. Woher
mögen diese sein?
Eingangstor, Mauerreste und Teile des Wallgrabens lassen er-
kennen, daß der Regenstein früher eine Festung war. An einem Steine
sinden wir sogar noch einen ausgearbeiteten Adler. Welchem Staate
mag demnach diese Festung angehört haben? Sie wurde von dem
Großen Kurfürsten erbaut. Zur Zeit des siebenjährigen Krieges war
sie längere Zeit in dem Besitze der Franzosen, die von hier aus das
umliegende Gebiet sehr bedrückten. Friedrich der Große entriß später den
Franzosen die Festung. Bei der Eroberung wurden die Mauern bis zum
Erdboden niedergerissen. So steht die Ruine Regenstein heute noch da.
Dort, wo früher die Ritter trotzig in das Land hinabschauten, dort, wo
später Soldaten die Festung bewachten, sehen wir heute an sonnigen
Tagen fröhliche Harzwauderer. Durch das, was wir gefeheu und was
wir gehört haben, ist uus ein Stück vergangener Zeit in die Erinnerung
gerufen worden.
c) Die herrliche Aussicht vom Regenstein.
Ehe wir uns trennen, genießen wir vom höchsten Punkte noch die
herrliche Aussicht. Wir wenden uns nach allen Richtungen. Im S. sehen
wir Blankenburg und dahinter die Teuselsmauer. Über alle Berge
und Hügel erhebt sich im Sw. das Haupt des 1140 m hohen Brockens,
das oft vom Nebel umhüllt ist. Im N. und O. blicken wir in die weite
Ebene. Durch das Fernglas erkennen wir Quedlinburg mit seinem
hochragenden Schloß und Halberstadt mit den weißen Türmen des
Domes.
Wir scheiden vom Regenstein. Unvergeßlich werden uns diese genuß-
reichen Stunden bleiben: gern werden wir oft davon plaudern.
3. Spiegelsberge und Hoppelberg.
Nahe bei der Stadt Halberstadt erheben sich die Spiegels berge.
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts lagen sie noch als kahle Felsen
da. Jetzt sind sie mit herrlichen Wald- und Gartenanlagen geschmückt.
Den Grund dazu legte der Domherr Werner von Spiegel, nach dem die
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Werner_von_Spiegel
Die Niederungen. 33
Getreide und die Vorratskammern befanden sich alle unter einem Dache.
Wir treten durch das hohe Tor ein und befinden uns auf der Tenne
oder Diele. Zur linken Hand sind die Stallungen für die Kühe^ und
Pferde. Darüber sind die Räume für das Getreide. Aus dem Stroh,
das vor der Scheune liegt, suchen der Hahn und die Hühner die Körner
heraus. Eine Treppe führt auf den Futterboden. Wir gehen gerade aus
und erreichen das Flet (der zwischen Diele und Wohnhaus liegende Haus-
flur). Am Herde steht die Hausfrau und bereitet das einfache Mittags-
brot. Von hier aus kann sie alles beobachten. Die Tochter trägt in
diesem Augenblicke in einem großen Korbe den Kühen Futter hin. Über
dein Herde erhebt sich der gewaltige Rauchfang, in dem verschiedene
Schinken und andere Fleischwaren hängen. Von hier aus gelangen wir
in die Wohnräume und Kanunern. Um das Einzelgehöft liegen die Gärten,
Felder und Wiesen. Um den Hof zieht sich ein mit Buschholz be-
wachsener Damm, der vor Überschwemmungen schützen soll (Wische).
Bei dem fränkischen Gehöste lagen die Wohn- und Wirtschasts-
gebäude gesondert. Die Giebelspitze überragt häufig ein Balken mit einem
Sterne. In einzelnen Wifcheorten vertritt ein kleines, viereckiges Brettchen
(40—25 cm), zu dem zwei Holzhämmerchen gehören, die Tischglocke.
Das Brett hängt neben der Haustür des Wohnhauses. Zur Mahlzeit
nimmt eine Magd die beiden Hämmer und trommelt auf dem Brettchen.
Die weithin schallenden Töne rufen das Gesinde zu Tisch.
Rätsel: Jin Ratlebenschen Dom, da steu 1ne gele Blom, wer de gele Blom
will pflücken, de mut den ganzen Dom {erdrücken.*)
Der Hansjochen Winkel.
Südwestlich von Salzwedel liegt ein wenige km langes und breites Land,
in dem vorzeiten die Leute eine besondere Vorliebe für die Vornamen Hans Joachim,
kurz Hansjochen (Hanschom) gehabt haben sollen. Als Spitzname übertrug sich
der Name Hansjochen auf die Gegend, die seitdem Hansjochenwinkel heißt. Weil
die Bewohner fern von jeder größeren Stadt und Verkehrsstraße wohnen, be-
wahrten und entwickelten sie soviel Eigenart und Besonderheit in Sprache, Sitte
und Kleidung, daß man sich in einer ganz anderen Gegend glaubt. Selbst der,
welcher des Plattdeutschen recht mächtig ist, kann sich mit einem echten Hansjochen-
winkler schlecht verständigen. Ein Teil der Urbewohner des Hansjochenwinkels
waren Wenden.
Der Hansjochenwinkel ist außerordentlich reich an Grabdenkmälern der Vor-
zeit. Wann und von wem diese Grabstätten, kurz Hünengräber, erbaut sind,
weiß niemand zu sagen. Die gewaltigen Wanderblöcke, die die Eisschollen vor
Jahrtausenden hier absetzten, dienten zu ihrem Bau. Auf einem Hügel setzte man
in Form eines Rechtecks Stein bei Stein senkrecht und belegte den Boden mit
Steinplatten oder Ton. Über die senkrecht stehenden Steine fügte man gewaltige
Decksteine. In den Grabkammern findet man allerlei Geräte aus Stein, Bronze
und Eisen und die Gerippe der Bestatteten oder ihre Asche in Urnen. Danach
unterscheidet man Hünengräber aus der Steinzeit, Kegelgräber aus der Bronzezeit
und Wendenkirchhöfe aus der Eisenzeit. Einige von den Grabstätten sind über
30 m lang und 9 m breit.
*) Das Ei.
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe B. 3
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Die Niederungen. 47
Getreide und die Vorratskammern befanden sich alle unter einem Dache.
Wir treten durch das hohe Tor ein und befinden uns auf der Tenne
oder Diele. Zur linken Hand sind die Stallungen für die Kühe und
Pferde. Darüber sind die Räume für das Getreide. Aus dem Stroh,
das vor der Scheune liegt, suchen der Hahn und die Hühner die Körner
heraus. Eine Treppe führt auf den Futterboden. Wir gehen gerade aus
und erreichen das Flet (der zwischen Diele und Wohnhaus liegende Haus-
slur). Am Herde steht die Hausfrau und bereitet das einfache Mittags-
brot. Von hier aus kann sie alles beobachten. Die Tochter trägt in
diesem Augenblicke in einem großen Korbe den Kühen Futter hin. Über
dem Herde erhebt sich der gewaltige Rauchsaug, in dem verschiedene
Schinken und andere Fleischwaren hängen. Von hier aus gelangen wir
in die Wohnräume und Kammern. Um das Einzelgehöft liegen die Gärten,
Felder und Wiesen. Um den Hof zieht sich ein mit Buschholz be-
wachsener Damm, der vor Überschwemmungen schützen soll (Wische).
Bei dem fränkischen Gehöfte lagen die Wohn- und Wirtschafts-
gebäude gesondert. Die Giebelspitze überragt häufig ein Balken mit einem
Sterne. In einzelnen Wischeorten vertritt ein kleines, viereckiges Brettchen
(40—25 cm), zu dem zwei Holzhämmerchen gehören, die Tischglocke.
Das Brett hängt neben der Haustür des Wohnhauses. Zur Mahlzeit
nimmt eine Magd die beiden Hämmer und trommelt auf dem Brettchen.
Die weithin schallenden Töne rufen das Gesinde zu Tisch.
Rätsel: Im Ratlebenschen Dom, da steit 'ne gele Blom, wer de gele Blom
will pflücken, de mut den ganzen Dom terdrücken.*)
Der Hansjochenwinkel.
Südwestlich von Salzwedel liegt ein wenige km langes und breites Land,
in dem vorzeiten die Leute eine besondere Vorliebe für die Vornamen Hans Joachim,
kurz Hansjochen (Hanschom) gehabt haben sollen. Als Spitzname übertrug sich
der Name Hansjochen auf die Gegend, die seitdem Hansjochenwinkel heißt. Weil
die Bewohner fern von jeder größeren Stadt und Verkehrsstraße wohnen, be-
wahrten und entwickelten sie soviel Eigenart und Besonderheit in Sprache, Sitte
und Kleidung, daß man sich in einer ganz anderen Gegend glaubt. Selbst der,
welcher des Plattdeutschen recht mächtig ist, kann sich mit einem echten Hansjochen-
winkler schlecht verständigen. Ein Teil der Urbewohner des Hansjochenwinkels
waren Wenden.
Der Hansjochenwinkel ist außerordentlich reich an Grabdenkmälern der Vor-
zeit. Wann und von wem diese Grabstätten, kurz Hünengräber, erbaut sind,
weiß niemand zu sagen. Die gewaltigen Wanderblöcke, die die Eisschollen vor
Jahrtausenden hier absetzten, dienten zu ihrem Bau. Auf eiuem Hügel setzte man
in Form eines Rechtecks Stein bei Stein senkrecht und belegte den Boden mit
Steinplatten oder Ton. Über die senkrecht stehend»» Steine fügte man gewaltige
Decksteine. In den Grabkammern findet man allerlei Geräte aus Stein, Bronze
und Eisen und die Gerippe der Bestatteten oder ihre Asche in Urnen. Danach
unterscheidet man Hünengräber aus der Steinzeit, Kegelgräber aus der Bronzezeit
und Wendenkirchhöfe aus der Eisenzeit. Einige von den Grabstätten sind über
30 m lang und 9 m breit.
*) Das Ei.
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54 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz,
Blick weilerschweifen und sehen in den Felsen eine Menge Höhlen.
Diese Hohlräume waren anfangs natürliche Höhlen und sind im Lause
der Zeit von den Burgbewohnern vergrößert worden. (Worum war die
Vergrößerung der Höhlen leicht möglich?) So war der Regenstein in
den ältesten Zeilen ein begehrter Ort, da seine Abhänge steil waren und
er eine Brenge Höhlen enthielt, die zu größeren Räumen ausgemeißelt
werden konnten. Die Burg hatte hier eine sehr geschützte Lage. Wir
besichtigen die wichtigsten in den Felsen eingehauenen Räume, die mit
Nummern oersehen sind. In dem unteren Teile des Regensteins sinden
Negeusteiu,
wir eine• Anzahl Kammern, die oon den Diemtleuten der Burg als
Wohnungen und Arbeits räume benutzt wurden; in anderen Räumen
standen die Pserde. Selbst die Krippen waren in die Steinmassen ein-
gehauen. Auf einer in den Felsen eingehauenen Treppe steigen wir ans
die obere Fläche des Regensteins. Eine in den Fels eingehauene Kammer
wird als Wachtstube bezeichnet. An der Rückenwand sehen wir die
Umrisse eines Knappen mit einer Waffe. Jedenfalls wohnte in diesem
Räume ein Wächter der Burg. Ein anderer kleiner Raum wird Fräulein-
zimmer genannt. Aus einem Durchgänge gelangen wir in die Burg-
kapelle. Dieser Raum ist am höchsten und sorgfältigsten herausgearbeitet.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Die Höhen. 55
Die Türen und Fenster haben die Forin von großen Rundbogen. Da,
wo der Fußboden erhöht erscheint, stand der Altar, auf dem der Burg-
kaplan die Messe las. Gegenüber von dein Eingange der Kapelle liegt
ein größerer Raum, der als Rittersaal bezeichnet wird. Erhellt wird er
durch ein auf der Nordseite eingehauenes Fenster. Sieht man vom Fenster
nach unten, so blickt man in die schwindelnde Tiese. Den nächsten Raum
nennt man das Zimmer der Burgfrau. Eine Tür wird vom Führer
geöffnet, und wir treten in das Burgverließ mit der Folterkammer ein.
Der Führer zündet die Laterne an und leuchtet in einen 20 in tiefen
Schacht. Wer in diesem Burgverließ gefangen saß, war unrettbar verloren.
Am oberen Rande liegen eine Reihe Totenschädel und Beinknochen. Woher
mögen diese sein?
Eingangstor, Mauerreste und Teile des Wallgrabens lassen er-
kennen, daß der Regenstein früher eine Festung war. An einem Steine
finden wir sogar noch einen ausgearbeiteten Adler. Welchem Staate
mag demnach diese Festung angehört haben? Sie wurde von dem
Großen Kurfürsten erbaut. Zur Zeit des siebenjährigen Krieges war
sie längere Zeit in dem Besitze der Franzosen, die von hier aus das
umliegende Gebiet sehr bedrückten. Friedrich der Große entriß später den
Franzosen die Festnng. Bei der Eroberung wurden die Mauern bis zum
Erdboden niedergerissen. So steht die Ruine Regenstein heute noch da.
Dort, wo früher die Ritter trotzig in das Land hinabschauten, dort, wo
sväter Soldaten die Festung bewachten, sehen wir heute an sonnigen
Tagen fröhliche Harzwanderer. Durch das, was wir gesehen und was
wir gehört haben, ist uus ein Stück vergangener Zeit in die Erinnerung
gerufen worden.
e) Die herrliche Aussicht vom Regenstein.
Ehe wir uus treunen, genießen wir vom höchsten Punkte noch die
herrliche Aussicht. Wir wenden uns nach allen Richtungen. Im S. sehen
wir Blankenburg und dahinter die Teufels mau er. Über alle Berge
und Hügel erhebt sich im Sw. das Haupt des 1140 in hohen Brockens,
das oft vom Nebel umhüllt ist. Im N. und O. blicken wir in die weite
Ebene. Durch das Fernglas erkennen wir Quedlinburg mit seinem
hochragenden Schloß und Halberstadt mit den weißen Türmen des
Domes.
Wir scheiden vom Regenstein. Unvergeßlich werden uus diese genuß-
reichen Stunden bleiben; gern werden wir oft davon plaudern.
3. Spiegelsberge und Hoppelberg.
Nahe bei der Stadt Halberftadt erheben sich die Spiegelsberge.
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts lagen sie noch als kahle Felsen
da. Jetzt sind sie mit herrlichen Wald- und Gartenanlagen geschmückt.
Den Grund dazu legte der Domherr Werner von Spiegel, nach dem die
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Werner_von_Spiegel
Die Sage.
Die Sage wandelt sinnend durchs Land von Ort zu Ort und pflanzt in ihrem Garten der Dichtung Blumen fort.
Sie weilet in Ruinen, sie lauscht am felsenbang, in Hainen rauscht ihr flüstern wie ferner Harfenklang.
Sie schwebt um stolze Burgen, sie weilt beim ßalmendach, sie thront auf felsenstirnen, sie spielt am Waldesbach.
Sie hat sich mit dem Lande so lieblich treu vermählt, dah sie fast aller Orten von alter Zeit erzählt.
wie duften kühl im Schatten die Waldeskräuter frisch, wie blühn die grünen Watten so bunt und zauberisch! melodisch klingt im Walde das läutende Getön, wenn auf der Bergeshalde die Herden weidend gehn.
Waldeinsamkeit! wie grüßt mich die heil'ge, grüne Dacht! Don weitem seh' ich prangen der Wunderblume Pracht.
Die Zauberglocken klingen! Zum Berg hinan, hinan!
Bald sind dem fel’gen sinder die Pforten aufgetan.
Bechstein.
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der Welt sahen. In den Fluten des Mains fanden sie die harte
Strafe für ihre böse Tat.
6. Nun betreten wir die Brücke in scharfein Anstieg von dein
Mainkai aus. Wir halten uns beim Überschreiten rechts. Die
von Sachsenhausen kommenden Leute gehen links. Der Fußsteig
ist sehr schmal, an der engsten Stelle noch keine 3 Schritte (1,22 m)
breit. Auch die Fahrstraße ist lauge nicht breit genug für den starken
Verkehr. Sie ist nur halb so breit (7,42 bis 8,94 m) wie die
Fahrstraße auf der Wilhelmsbrücke. Kein Wunder, daß man mit
dem Plan umgeht, die Brücke abzubrechen und an ihrer Stelle
eine neue zu bauen. Dies ist um so notwendiger, als die Brücke
schon recht durch das Alter gelitten hat. Die roten Sandsteine
an dem Geländer zeigen es uns deutlich. Sie sind verwittert und
bröckeln ab.
Dagegen sieht der Sandstein au dem Denkmal Karls des
Großen fast noch wie neu aus. Das ist leicht zu verstehen. Das
Standbild ist kaum 70 Jahre alt. Um
so älter aber ist die Brückenmühle aus
derselben Seite. Sie ist schon mehrere
Male ab- ,
gebrannt,
zum letzten
Mal vor
etwa 100
Jahren.
Rechts von
ihr sichren
zwei Trep-
pen aus die
Maininsel.
Über den
Türen zu Brückenmühle,
deu Treppen sieht man einige merkwürdige Figuren aus Sandstein.
Der alte Mann mit dem langen Bart und dem breiten Ruder in
der Linken soll den Mainfluß darstellen. Was aber bedeuten die
beiden dicken, drolligen Burschen über dem andren Eingang? Der
eine lädt eine Kanone, der andre schaut zu, und der Fratzenkopf
darunter lacht höhnisch und streckt ihnen die Zunge heraus. „Kauonen-
steppel" nennen die Leute diese beiden drolligen Kameraden. Ob
60
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
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Spiel. Sogleich spürte er ein merkwürdiges Ziehen und Strecken
im Körper. Aber todmüde, wie er war, stieg er in sein ärmliches
Dachkämmerchen hinaus und wars sich auss Lager nieder. Als er
nach einem langen und tiefeit Schlas erwachte und aufstand, war
sein Erstaunen groß. Sein Höcker war verschwunden. Schlank und
gerade stand er da wie jeder andre Mensch.
44. Der Dom und seine Umgebung.
as höchste Gebäude der Stadt ist der Dom. Er ist 95 in hoch.
Sein Turm wird Psarrturm genannt. Im Jahre 1867 ist
ein Teil des Domes abgebrannt, dann aber wieder neu ausgebaut
worden. Von seinem Turm aus hat man eine prächtige Rundschau
über die ganze Stadt und noch weit ins Land hinaus. Der Grund-
riß des Domes ist kreuzförmig.
2. Südlich vom Dom ist das Historische Museum. Darin sind
viele Gegenstände aus früherer Zeit ausbewahrt: alte Gewehre,
Säbel, Pistolen, Kanonen, Fahnen, Uniformen, Kleider, Puppen,
Schmucksachen, Stickereien und noch viele andre altertümliche Dinge.
Neben dem Museum steht das Archiv. Es enthält alte Schriften
über Frankfurt.
3. Durch das Fischertor kommen wir an den Main. Westlich von
uns liegt der langgestreckte Saalhos. Es ist ein merkwürdiger Bau.
Aus seinem
Platz stand
in früherer
Zeit die
Wohnung
des Kai-
fers. Sie
hieß die
Pfalz. Die
Nachkom-
men und
nächsterl
Nachfolger-
Karls des
Großen
weilten
hier gern.
Aufnahme aus dem Parseval-Luftschiff.
Die Gegend um den Dom aus der Vogelschau.
71
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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46. Der Römerberg.
on den vielen Fremden, die Frankfurt jährlich besuchen, ver-
läßt keiner die Stadt, ohne auf dem Römerberg gewesen zu
sein. Hier ist der Besucher im Herzen der Stadt. Hier sieht er
eine Menge Sehenswürdigkeiten bei einander wie nirgends sonst.
2. Der Römerberg hat nngesähr die Form eines länglichen
Vierecks. In seiner Mitte sehen wir eine Vertiefung. Hier floß
vorzeiten ein kleiner Mamarm, der später zugeschüttet wurde.
3. Am südlichen Ende des Römerberges steht die Nikolaikirche.
Ihr Dach ist mit einem
Zinnenkranz gekrönt wie
eine Burg. An der östlichen
Seite des Platzes erhebt
sich eine Reihe alter Häuser.
Das schönste und kunst-
vollste ist das Haus „Zinn
Engel". Es ist das Eckhaus
am Markts dem Römer
gerade gegenüber. Es hat
seinen Namen von der
Engelsgestalt unter dem
geschnitzten Erker. Noch
viele andre Figuren zieren
das Haus, wilde und merk-
würdige Gestalten sind da-
runter.
Christmarkt.
4. Der Römerberg hat
schon viel erlebt. Feierten
in früheren Zeiten die deut-
scheu Kaiser ihr Krönnngs-
sest, so kamen hier die Leute
zusammen, um den Kaiser
zu sehen, wenn er aus dem
Dome zurückkehrte, oder
weuu er vom Balkon des
Römers ans die frohe
Menge grüßte. Die Fenster
der umliegenden Häuser
73
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]